CD - Renzension - Ch. Graupner "Ein Weihnachtsoratorium"

A propos: Es geht zunächst einmal auf Weihnachten zu. Seit Wochen bringen die Schallplattenfirmen neue alte Weihnachtsmusiken auf den Markt. Zum größten Teil Altbekanntes. Aber es gibt auch Ausnahmen. Einer der Komponisten, die erst in den letzten Jahren wiederentdeckt wurden, ist Christoph Graupner.

Er wurde im sächsischen Kirchberg geboren, erhielt bei seinem Onkel im Vogtland ersten Musikunterricht, kam an die Leipziger Thomasschule, studierte in Leipzig Jura und Musik. Und ging 1705 ging als Cembalist zum berühmten Hamburger Opernorchester, das von Rein-hard Keiser geleitet wurde. In dieser Zeit komponierte er mehrere Opern, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurden. Der Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt hörte seine Werke und bot ihm 1709 einen Posten an seinem Hof an. Bereits 1711 stieg Graupner zum Hofkapellmeister auf und blieb 5o Jahre lang, bis zu seinem Tod in Darm¬stadt. Er hat ein gewaltiges Œuvre hinterlassen, darunter allein 1418 kirchliche Kan¬taten. Schön, dass in diesem Jahr, in den der 250ste Todestag Graupners fällt, und weitgehend ignoriert wurde, „Ein Weihnachtsoratorium" von ihm auf CD erschienen ist.
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Musik 12 Christoph Graupner LC 08851, Ricercar 307
CD 2 Jauchzet ihr Himmel, erfreue dich Erde
Kantate GWV 1105/35 am 1. Weihnachtsfesttage 1753
Tr. 1 2´19 1. Coro: Jauchzet ihr Rimmel, erfreue dich Erde
Ex tempore, Mannheimer Hofkapelle
Florian Heyerick
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Der Eingangschor der Kantate "Jauchzet ihr Himmel, erfreue dich Erde" von Christoph Graup¬ner, gesungen vom Ensemble Ex tempore, begleitet von der Mannheimer Hofkapelle
Unter Florian Heyerick.

Hand aufs Herz: Graupner hat kein Weihnachtsoratorium geschrieben. Im Gegensatz zu Bach. In dessen Schatten Graupner bis heute verkannt wird.

Eigentlich wollte der Rat der Stadt Leipzig ja lieber entweder Telemann oder Graupner als Thomaskantor verpflichten. Telemann hatte sich aber offenbar nur aus taktischen Gründen beworben und der Landgraf von Hessen-Darmstadt wollte seinen hervorragenden Kapell-meister Graupner nicht ziehen lassen. Letztendlich musste man sich mit Bach als "dritte Wahl" zufrieden geben. Dass auch Graupner keine schlechte Wahl gewesen wäre, erschließt sich erst seit wenigen Jahren durch vermehrte Einspielungen seiner Werke.

Florian Heyerick ist ausgewiesener Graupner-Spezialist, der an der Musikhochschule Gent über die Erfassung und Verbreitung von Graupners Werk arbeitet, er betreibt auch ein eigenes Graupner-Festival. Er kennt das Werk Graupners wie kein anderer und hat auf der Grundlage einer wohldurchdachten Auswahl aus mehr als 200 Kantaten, die Graupner zu den Advents-sonntagen und Weihnachtsfeiertagen geschrieben hat - dieses ‚Weihnachtsoratorium' arrangiert, um deren Einfallsreichtum und Originalität zu demonstrieren.

Eine der schönsten Kantaten Graupners ist „Jauchzet ihr Himmel, erfreue Dich Erde" aus dem Jahre 1753. „Da war Graupner bereits 70 Jahre alt und hatte schon 1400 Kantaten ge-schrieben, und dennoch sprüht sie von Energie und Inspiration", wie Florian Heyerick im Booklet schreibt, „in ihrem überraschend frischen und modernen Stil, unterstützt durch eine reiche und er¬staun¬liche Instrumentalbesetzung, wie sie beispielhaft das Duett von Sopran und Tenor aufweist, mit der Begleitung von Solovioline und Oboe, zwei Hörnern, zwei Flöten, vier Pauken und Streichern in Pizzicato."
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Musik 13
CD 2 Jauchzet ihr Himmel, erfreue dich Erde
Kantate GWV 1105/35 am 1. Weihnachtsfesttage 1753
Tr. 6 5´47 6. Aria: Komm, mein Freund, mein Heil, mein König (Sopran,
Tenor) Elisabeth Scholl, Lothar Blum
Ex tempore, Mannheimer Hofkapelle
Florian Heyerick

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Das war das Duett für Sopran und Tenor „Komm, mein Freund, mein Heil, mein König" aus der Kantate "Jauchzet ihr Himmel, erfreue dich Erde " von Christoph Graupner, mit Elisabeth Scholl, Lothar Blum, dem Ensemble Ex tempore un der Mannheimer Hofkapelle unter Florian Heyerick. Erschienen ist diese Weihnachtskantate neben acht weiteren in einer 2 CD-Box betitelt "Ein Weihnachtsoratorium" beim Label RICERCAR. Bei aller Verehrung: Es muss ja nicht immer Bach sein, den man in der Weihnachtszeit hört.

Damit sind wir fast am Ende der Sendung „Neues vom Klassikmarkt", in der ich Sie heute auf neapolitanische Volksmusik in der Einspielung des Ensembles Accordone und historische Robert-Gilbert Schlager und Songs aufmerksam machte, die neuen CDs des Countertenors Philippe Jaroussky und der Sopranistin Simone Kermes vorstellte, und Ihnen mit Blick auf das anstehende Fest Weihnachts¬kantaten von Christoph Graupner empfehle.

Ich verabschiede mich mit dem Schlusschor aus der Graupner-Kantate „Jauchzet ihr Him¬mel". Danach geht es hier in SWR 2 um 16 Uhr weiter mit Minitz, Nachrichten für Kinder und um 16.05 Uhr mit dem SWR2 Spielraum: Unsere fünf Sinne - Eine Schatzkammer von Nicole Dantri¬mont. Ich sage Danke fürs Zuhören. Ihnen ein schönes Wochenende, Ihr Dieter David Scholz.



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