Mannheimer Morgen 29. März 2007

Schloss gehört wieder den Bürgern
Ministerpräsident übergibt renovierten Mittelbau und neues Museum der Öffentlichkeit
Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge


Über drei Jahre blieb es geschlossen, nun soll es wieder "zum Schloss der Bürgerschaft werden": Das wünschte sich Ministerpräsident Günther Oettinger, als er die für 40 Millionen Euro restaurierte Residenz und das neue Schlossmuseum gestern der Öffentlichkeit übergab.

Es war wirklich "ein großer Tag für Mannheim, die Region und ganz Baden-Württemberg", wie Oettinger hervorhob: Im strahlenden Sonnenschein empfingen Mitglieder des "Churfürstlichen Hofstaats", ein Verein aus Schwetzingen mit barocken Kostümen, die Gäste - darunter Bernhard Prinz von Baden - auf dem in letzter Minute zur Hälfte fertig gepflasterten Ehrenhof. Festliche Klänge der auf Originalinstrumenten spielenden, 2006 wieder belebten "Mannheimer Hofkapelle", feine Steigenberger-Häppchen - man spürte, es war "ein ganz besonderer Anlass", so Finanzminister Gerhard Stratthaus: "Mannheim hat sein Schloss wieder!"

Für 18 Millionen Euro (davon zehn Millionen eine Spende von Hasso Plattner) war die Universitätsbibliothek im Mittelbau errichtet, für acht Millionen Euro das Schlossmuseum gebaut und die historische Raumfolge rekonstruiert, für fünf Millionen Euro Kunstgut angeschafft und restauriert worden. Hinzu kommen drei Millionen Euro für den Ehrenhof und noch sechs Millionen für die Fassadensanierung.

Doch das sei "trotz aller Haushaltsprobleme sinnvoll und notwendig", verteidigte Ministerpräsident Oettinger diese Ausgaben. "Schlösser bauen Demokraten nicht mehr", meinte er, doch dies stelle ein "Bekenntnis zur Vergangenheit" dar. Ein Erbe sei auch eine Verpflichtung, der das Land mit der Restaurierung nachkomme: "Stadtgeschichte und Landesgeschichte blühen nun wieder auf". Die Mannheimer seien mit Recht stolz auf ihr Schloss: "Es ist die Krönung der Stadt", könne nun aber modern genutzt werden: "Ich lade sie alle ein, es zu nutzen und die Investition damit sinnvoll zu machen." So wie das Land als Geschenk zum Stadtjubiläum das Schloss renoviert habe und hoffe, "dass davon ein Impuls in die Stadt ausgeht", so wolle er auch einen Beitrag zum hundertjährigen Bestehen der im Schloss angesiedelten Universität leisten, sagte Oettinger. Ihr sagte er daher einen Lehrstuhl für Wirtschaftsethik zu, weil die Verbindung von Kultur und Betriebswirtschaft hervorragend zum Mannheimer Lehrangebot passe.

"Unverhoffte Geschenke sind die schönsten", freute sich darüber Uni-Rektor Prof. Dr. Hans-Wolfgang Arndt in seinem Grußwort und sprach von einem "großen Tag", der zur Aufbruchstimmung der Uni passe. OB Gerhard Widder bezeichnete das Schloss als "Geschenk von europäischer Dimension für die europäische Metropolregion". Nach dem vor kurzem wieder eröffneten Zeughaus habe Mannheim erneut ein völlig neues Museum erhalten, "da muss man lange suchen in deutschen Landen": "Mannheim und die Region sind damit ein Stück attraktiver geworden." Widder ging aber nicht auf die von den Festgästen mit Beifall bedachte Äußerung von Stratthaus ein, die Stadt möge die Bismarckstraße "zum Teil ihrer Fußgängerzone machen", damit das Schloss näher an die Stadt heranrücke. Stratthaus bedauerte zudem, dass ein Großteil der einst kurfürstlichen Schätze 1778 nach München verbracht worden sei. "Die Bayern sind aber nicht bereit, diese'Beutekunst' herauszugeben", sagte Stratthaus im Scherz, dankte aber für viele Leihgaben.

Mannheimer Morgen
29. März 2007


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